"Johannes Rau auf Südlohner Bauernhof," so titelten die "Ruhrnachrichten" am 15.06.1992 in ihrem Lokalteil. Weiter hieß es: "Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, ist am Mittwoch (17.6.) Gast auf dem Bauernhof des Südlohner SPD-Ratsmitgliedes Joachim Musholt. Der Landesvater wird gegen 11 Uhr auf dem Hof Wehning-Musholt im Wienkamp erwartet. Er wird sich dort bis 13:15 Uhr mit Funktionsträgern der SPD aus dem Kreis Borken treffen. Johannes Rau wird Gelegenheit nehmen, zur Stellung der Partei, aber auch zur Landespolitik Aussagen zu treffen. In die Gespräche sollen auch die Bereiche Landwirtschaft und Umweltschutz mit Eingang finden."
In der "Borkener Zeitung" hieß es am 18.06.1992: "Anregungen für die Arbeit der Landesregierung holte ich gestern Ministerpräsident Johannes Rau auf dem Hof Musholt in Südlohn. Zum zweistündigen Gespräch reisten SPD-Mitglieder aus dem gesamten Kreis Borken an, berichteten über die Sorgen und Nöte des ländlichen Raumes ."
"Die Westfälischen Nachrichten" titelten am gleichen Tag: "Rau genoss auf Bauernhof für zwei Stunden Asyl." Diese launige Einschätzung der Zeitung war einem Zitat des Landesvaters geschuldet, der damit zum Besten gab, dass die Schwiegermutter des Gastgebers, Joachim Musholt, politisch eher dem konservativen Lager zuzurechnen war.
Auch Deutschlands größte Regionalzeitung, die "WAZ", schrieb unter der Überschrift über den Besuch: "Korn vom Bauern ließ Ministerpräsident Rau sich auf dem Bauernhof in Südlohn munden. Mit Parteifreunden stieß er auf die Zukunft der SPD im Münsterland an." Weiter berichtete die "WAZ": "Da sage noch jemand, es gebe keinen Fortschritt. Etwa 40 Sozialdemokraten trafen sich am Mittwochmorgen auf einem Bauernhof im münsterländischen Südlohn, hart an der holländischen Grenze. Tiefste SPD-Diaspora: Noch Ende der 60er Jahre kamen 'die Roten' in Südlohn auf ganze 5,6 Prozent der Stimmen, bei der letzten Kommunalwahl erreichte die SPD immerhin 19 Prozent. Ende der 60er wäre ein solches Treffen am helllichten Tag wohl noch mit erheblichen körperlichen Risiken verbunden gewesen. Gerne erzählen die Männer und Frauen im Garten des Hofes Anekdoten aus dieser Zeit: Im Wahlkampf hätten sich nur wenige getraut, SPD-Plakate aufzuhängen, weil so mancher Landmann seinen Hund auf die 'Sozis' hetzte oder mit der Mistforke drohte."