Am Mittwoch, den 3.11. 2021, beschäftige sich der Südlohner Rat mit einem Antrag der SPD Fraktion, die Wagenfeldstrasse im Ortsteil Oeding umzubenennen. Die Begründung der SPD lautete:
"Auf der Webseite der Heimatvereine Südlohn und Oeding ist zur Wagenfeldstrasse zu lesen: 'Kleine Wohn-Stichstrasse am nördlichen Ende des 'Dichterviertels'. Name: Die Strasse erinnert an Karl Wagenfeld (*5. April 1869 in Lüdinghausen; + 19. Dezember 1939 in Münster). Wagenfeld war ein deutscher Heimataktivist, -forscher und -dichter vornehmlich niederdeutscher Sprache. Seine Rolle im Nationalsozialismus ist umstritten.
Wir sind davon überzeugt, dass Wagenfelds Rolle im Nationalsozialismus inzwischen nicht mehr als 'umstritten' bezeichnet werden kann. Im 'Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren' der
Literaturkommission des LWL charakterisierte der westfälische Autor und Publizist Rainer Schepper 1990 Wagenfelds Menschen- und Weltbild auf Basis wagenfeldscher Selbstaussagen so: ''Neger,
Kaffer und Hottentotten sind Halbtiere, Menschen in Krüppel- und Idiotenanstalten, in Fürsorgeheimen und Strafanstalten sind körperlich und geistig Minderwertige.' Es ist jenes Menschenbild, das
der Nationalsozialismus zu Errichtung seiner Ideologie vom Herrenmenschen und Untermenschen, zum Erlass der Nürnberger Gesetze vom 16. September 1935 zur Euthanasie geistig und psychisch kranker
Menschen, zum Kampf gegen alles 'Artfremde', zum Krieg gegen 'Frankreichs Hass' und 'Polens Gier' benötigte und benutzte.'"
Die Verwaltung der Gemeinde Südlohn hatte in ihrem Beschlussvorschlag auf einen Abwägungsprozess verwiesen. Es liegt zum einen im öffentlichen Interesse, "dass Menschen, die aktiv
menschenverachtende Ideologien vertreten haben, posthum nicht doch noch durch entsprechende Strassenbenennungen geehrt werden." Demgegenüber stehen aus Sicht der Verwaltung die Mühen und Kosten
der Anlieger, die im Zusammnenhang mit einer Umbenennung stünden.
Der Rat einigte sich auf einen Kompromissvorschlag, an den Namensschildern "erklärende Hinweistafeln" anzubringen. Die SPD Fraktion stimmte dem Vorschlag zu, lieber hätte sie die Strasse
umbenannt und die Bürger*innen "mit ins Boot" genommen.
In der Nacht vom 9. zum 10.11. 1938 brannten die Synagogen in Deutschland. Die weiteren Folgen kennen wir. Bundespräsident Steinmeier appellierte zum Jahrestag der Pogromnacht 2021 an die Mitbürger*innen: "Wir müssen handeln" und verwies darauf, dass die Ereignisse "eine eindringliche Warnung an uns heute" sind.