Die Ausgabe "Kritisch 9" beschäftigte sich 1979 auf mehreren Seiten mit dem Leben und dem Schicksal der jüdischen Familien in Südlohn.
Bis zur Ausstrahlung der vierteiligen Fernsehserie "Holocaust", eine Geschichte der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland, die in den dritten Programmen aller ARD-Fernsehanstalten zwischen dem 22. und 26. Januar 1979 ausgestrahlt wurde, war über das Schicksal der Juden in der Bundesrepublik Deutschland, wie auch in Südlohn, kaum gesprochen worden. Vergangenheitsbewältigung fand nicht statt, eine Erinnererungskultur gab es nicht. Das Thema war tabu. In der Schule lernte man, dass es im katholischen Münsterland gar nicht so schlimm gewesen sei.
"Kritisch" sprach mit Zeitzeugen in Südlohn, von denen einige Auskunft erteilten. Dabei kam heraus, "dass auch in Südlohn eine 'Kristallnacht' stattgefunden hat." Tatsache war auch "(...), dass es in Südlohn eine NSDAP-Ortsgruppe gab, aus der sich Mitglieder an dieser 'Kristallnacht' beteiligten (...), ",dass auch in Südlohn Juden abgeholt wurden" zur Vernichtung in ein Konzentrationslager (...). "(im Verschickungsbefehl für die Juden stand, dass sie nach Riga kommen würden)" (...), "dass der (Südlohner) Kaplan Meyer von Südlohnern denunziert wurde" und "ins KZ Dachau gekommen ist."
In "Kritisch 9" wurden erstmals die Namen der jüdischen Familien aufgelistet und die Lage der Häuser (teilweise untermalt mit alten Fotografien) beschrieben. Jugendliche stellten nun Fragen an ihre Eltern und Grosseltern. Einige sprachen erstmals über Erlebtes oder Gehörtes, andere schwiegen weiter. Sie wollten weder erinnert werden noch in der "Vergangenheit wühlen" und Südlohner Bürger nicht nennen, die Mitglied der NSDAP gewesen waren, teilweise noch lebten und am politischen und gesellschaftlichen Leben teilnahmen. Den Herausgebern ging es jedoch nicht um Anklage und Schuld. Sie wollten "vielmehr zur offenen Diskussion zwischen Älteren und Jüngeren anregen.(...) Aus der Geschichte kann man nicht lernen, wenn man sie totschweigt."
In der Folge sollte das Thema die Südlohner und Oedinger weiter beschäftigen. "Kritischderblog" wird in der Folgezeit darüber berichten.