1977 gründete sich die IGSJ (Initiativgruppe Südlohner Jugendliche). Die IGSJ war ein Zusammenschluss von christlichen, sozialpolitisch-engagierten Jugendlichen und Jungsozialisten, die die Angebote der ausschliesslich kirchlich getragenen Jugendarbeit in Südlohn und Oeding als nicht ausreichend ansahen und diese durch "offene", selbstorganisierte Veranstaltungen erweitern und ergänzen wollte. Die Gruppe, die zuerst im Gasthaus "Demes" (beim dicken Paul) tagte und später eine benachbarte Räumlichkeit anmietete, wuchs schnell heran.
1978 startete die Initiative ihre erste grosse Aktion. Mit einem Aufruf wandte sie sich im Mai 1978 an die Südlohner Bevölkerung, die so zum ersten Mal von der Existenz der Gruppe erfuhr: "Liebe
Mitbürger aus Südlohn und Oeding! Wir, die IGSJ (Initiativgruppe Südlohner Jugendliche, beschäftigen uns mit verschiedenen Problemen im gesellschafts-politischen Bereich, mit dem Schwerpunkt
Jugendarbeit. Ein Thema unseres Engagements ist die praktizierte Solidarität mit Randgruppen unserer Gesellschaft. Deshalb veranstalten wir am 2. September auf dem Oedinger Marktplatz ein
Volksfest. Der Erlös dieser Aktion soll der Behindertenhilfe, der ALV (Aktion Lebenshilfe Vreden) zufliessen. Aus diesem Anlass werden wir am 8.Juli 1978 um 9.00 eine Haussammlung durchführen.
Die hierbei gespendeten Gegenstände möchten wir auf einem Flohmarkt während des Volksfestes zum Verkauf anbieten. (...)"
Die Bevölkerung spendete fleissig. Doch massgebliche, konservative Kräfte des kirchlichen und politischen Gemeindelebens standen der IGSJ kritisch oder ablehnend gegenüber. Die Organisation des Volksfestes sollte für die Verantwortlichen zu einem Hindernislauf werden. In Kritisch 8 berichtete ein Mitglied der Gruppe: "Das Volksfest in Oeding war leider, trotz des sehr hohen Werbeaufwandes, nur mager besucht (...) Dies lag keinesfalls am Wetter, wie es in den 'Ruhrnachrichten' zu lesen stand (...). Die meisten Volksfestbesucher waren Kinder und Jugendliche, die bei Kasperltheater, Eierlaufen, Sackhüpfen, Malstand, Bubbelplast (grosses Hüpfkissen), Automalerei, usw. ausreichend Beschäftigung fanden. Ein grosser Teil der älteren Volksfestbesucher waren Angehörige und nähere Bekannte der IGSJ-Mitglieder. Im übrigen kann man von enem Boykott des Volksfestes durch einen sehr grossen Teil der Bevölkerung sprechen. Im Prinzip hatte dies (der Boykott) schon vor dem Volksfest angefangen: Die Schwierigkeiten, die wir hatten, um überhaupt die Genehmigung zu bekommen, (...), das Verbot des Oedinger Pastors, einen von der Aktion Lebenshilfe Vreden gestalteten Gottesdienst abhalten zu lassen, (...) die Absage der CDU, sich mit einem Stand am Volksfest zu beteiligen – einen Tag vorher, aus fadenscheinigen Gründen – (...) Das Volksfest erbrachte trotz des Boykotts immerhin 3 000 DM als Erlös für die Behindertenhilfe. (...)"
Die Jugenlichen der IGSJ liessen sich durch die gemachten Erfahrungen nicht verdriessen. Der Widerstand kirchlicher und politischer Entscheidungsträger gegen ihre Gruppe spornte sie vielmehr an. Wir werden weiter unter dieser Rubrik darüber berichten.