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1975 – CDU-Bürgermeister uncool

Nach der Kommunalwahl 1975 wurden Verwaltung, Bürgermeister, Rat und die revalisierenden Parteien in Südlohn von der SPD mit Anträgen, Eingaben und Anfragen, Leserbriefen, Presseverlautbarungen und durch die Berichterstattung der Zeitung "Kritisch" arg unter Druck gesetzt. Das waren die handelnden Personen der politischen Gemeinde bisher nicht gewohnt.
Dem parteilosen Gemeindedirektor Karl Frechen gelang es, nach anfänglichen Schwierigkeiten, souverän mit der SPD-Opposition umzugehen. Ganz anders verhielt sich Bürgermeister Schulze-Wehning-Oenning (CDU). Er versuchte die SPD-Mitglieder des Rates und der Ausschüsse mit zweifelhaften Methoden zu gängeln.
Kultur- und Schulausschussmitglied Joachim Musholt verwahrte sich in einer persönlichen Erklärung, im Namen der SPD,  am 29.10. 1975, gegen das ungehörige Verhalten des Bürgermeisters: "(...) Insbesondere beklagt die SPD die intolerante und arrogante Art und Weise des Bürgermeisters. Es  gefällt der SPD nicht, wie er Mitgliedern des Rates und der Ausschüsse über den Mund fährt und ihnen das Wort abschneidet. Herr Bürgermeister Schulze-Wehning-Oenning sollte sich als Bürgermeister der ganzen Gemeinde verstehen, schliesslich erhielt er bei seiner Wahl (im Rat) auch die Stimmen der SPD (...)."
Diese Erklärung erboste CDU Ausschussmitglied Karl Schulten. Er drohte dem SPD-Ortsverein mit Konsequenzen. Im Auftrag der Partei veruchte Musholt am 16.11.1975 mit einem Brief an den Bürgermeister die Situation zu entschärfen: "Wir (die SPD) würden sehr gern schriftlich unsere Meinung kundtun, warum "die Mehrheit des SPD-Ortsverein Südlohn-Oeding mit ihrem Verhalten in Rat- und Ausschusssitzungen nicht einverstanden ist (...), nicht weil der SPD Ortsverein sie diffamieren möchte, sondern wir eine Klärung in dieser betreffenden Angelegenheit wünschen (...). Da aber mehrfach von Karl Schulten gedroht wurde (...) gerichtlich gegen uns vorzugehen, falls ein solches Schreiben an Sie gerichtet würde, (...) bitte ich Sie uns mitzuteilen, ob wir ohne Gefahr (gerichtlicher Massnahmen Ihrerseits) Ihnen unsere Meinung kundtun dürfen." 
Der Bürgermeister beantwortete den Brief nicht. Eine Deeskalation fand nicht statt. Es ging weiter turbulent zur Sache in Südlohn.